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Lüdenscheider Zeitbilder
 

Einleitung

Foto: Altes Stadtwappen von Lüdenscheid: Eine Figur (sie soll den Heiligen St. Medardus darstellen), darunter ein zweireihiges rot-graues Schachbrettmuster, darunter eine stilisierte Stadtmauermit einem Tor. Bis in die 90er Jahre war das Stadtwappen auch Symbol der Stadtverwaltung, die sich dann eine stilisierte Schrift als Logo zulegte.

 

Die Lokalchronik möchte Einblicke in die Lebens- und Arbeitswelten der Menschen innerhalb des Kirchbezirks Lüdenscheid während der vergangenen 1.100 Jahre geben.

I. 9. Jh. - 1268: Rennfeuer und Eisengewinnung

Das Wort "Eisengräberzeit" soll anzeigen, dass viele Menschen in die Region zwischen Wiblingwerde, Heedfeld/ Hülscheid, Brügge, Neuenhof, Jubach, Bierbaum, Homert, Silberg und Brüninghausen zogen, um hier Eisenerze auszugraben und diese zu Roheisen zu schmelzen. Die Erzeugung der hohen Schmelztemperatur war eine große Leistung, die für die Gewinnung des wertvollen Eisens notwendig war. Die frühe Pfarrgründung und die Kirchenbauten geben Zeugnis von dem Fleiß und Können der Menschen in der Region Lüdenscheid. Der heutige Stadtkern bestand damals nur aus einer kleinen Kirche (vermutlich in Holzbauweise) und wenigen Bauernhöfen, sowie im 12. Jh. einer kleinen kaiserlichen Burg. Fast alle Lüdenscheider lebten nicht neben der Kirche, sondern in der Umgebung von 10 km und lebten von der Landwirtschaft und der Eisengewinnung. Der Kirchplatz besaß seine Bedeutung als Treff- und Marktort.

II. 1268 - 1609: Wasserantrieb für die Gebläse zur Eisenverhüttung

1268 erhielt Lüdenscheid vom Landesherren, dem Grafen von Altena und von der Mark, Stadtrechte und durfte sich mit einer Mauer absichern, die wahrscheinlich zuerst aus Holzstämmen bestand. Ab dem folgenden Jahrhundert wurden Hüttenwerke mit wassergetriebenen Gebläsen an den Flussläufen errichtet. Die Unternehmer, die überwiegend mit der Gewinnung von Eisen aus Erz, der Herstellung von Eisenstangen als Zwischenprodukten und von Eisenkleinteilen als Fertigprodukten sowie mit dem weiträumigen Vertrieb ihrer Produkte beschäftigt waren, prägten das wirtschaftliche und politische Leben der Region Lüdenscheid im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Auch Adlige zählten zu diesen Unternehmern. Es gab Lüdenscheider Stadtbürger innerhalb der Mauern und auch viele in der Umgebung. Die Bürger besaßen umfangreiche Selbstverwaltungsrechte im Stadtrat.

III. 1609 - 1843: Reidemeister, Osemund und Metallprodukte für Landwirtschaft und Handwerk

Die absolutistischen Herrscher von Brandenburg-Preußen, zu dem Lüdenscheid seit 1609 gehörte, zogen immer mehr Kompetenzen an sich und setzten 1716 den Magistrat zur Verwaltung der Stadt ein, wodurch die Selbstverwaltung beendet wurde. - Nur selten mussten Lüdenscheider Militärdienst leisten. Meistens waren ihre Eisenprodukte und Steuerzahlungen dem preußischen Staat wichtiger als Lüdenscheider Soldaten. Die Abholzung der hiesigen Wälder für die Holzkohlegewinnung, rückläufige Eisenerzfunde und unzureichende Erträge der Landwirtschaft wegen vieler kalter Jahre führten zu einer Schwächung der Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung im 18. Jahrhundert. An dessen Ende begannen Unternehmer mit der Herstellung von Kurzwaren aus Metallen. Spangen und Knöpfe wurden in immer größerer Zahl, besserer Qualität und wachsender Vielfalt hergestellt und europaweit exportiert. Diese neuen Industriezweige siedelten sich seltener in der Region als in der Stadt an.

IV. 1843 - 1914: Knöpfe, Beschläge und Hausratsprodukte

Die Kleinstadt von 1.500 Einwohnern um 1800 wuchs auf 25 000 Einwohner um 1900. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz ab 1874 in Brügge ermöglichte den Vertrieb der hochwertig verarbeiteten und von Graveuren gestalteten Knöpfen und Eisenkleinteile in alle Kontinente. Viele Bauwerke der Zeit vor dem 1. Weltkrieg (Altes Rathaus, Alte Post/ Musikschule, Stadthaus/ Bücherei, Schützenhalle, Altes Gericht u. a.) geben Zeugnis von den großen wirtschaftlichen Erfolgen der hiesigen Arbeiter und Unternehmer. In dieser Zeit wurde aus dem Kleinstädtchen, dessen Bedeutung in der Mittelpunktlage zwischen vielen Gewerbesiedlungen der nahen Umgebung (Amt Lüdenscheid) bestand, eine Stadt, die ab ca. 1850 mehr Einwohner als die Landgemeinde zählte und seit dem Ersten Weltkrieg auch mehr Steuern zahlte als der Amtsbezirk.

V. 1914 - 1945: Kleinmetallteile, Elektro- und Rüstungsprodukte

Mit der Umstellung auf die Kriegsproduktion 1914 und der Herstellung von vielen Millionen Geschosshülsen im 1. Weltkrieg wurde auch dank vieler neuer Elektromotoren die Leistungsfähigkeit der hiesigen Metallfabriken bis an die Grenzen gefordert. Große Kriegsgewinne halfen teilweise über die Nachkriegsschwierigkeiten hinweg. Nun wurde die Herstellung von Elektroinstallationsartikeln und Lampen wichtig die neben der Verarbeitung von Aluminium und der Produktion von Knöpfen sich zum dritten wirtschaftlichen Schwerpunkt entwickelte. Nach der Weltwirtschaftskrise und der Regierungsübernahme beendeten die Nationalsozialisten die zivile Produktion durch immer mehr Rüstungsaufträge (u. a. für den Flugzeugbau, Gasmasken- und Munitionsherstellung und im Krieg den Bau vieler Teile der V2) und veränderten die Lüdenscheider Wirtschafts- und Stadtentwicklung durch die Errichtung von drei Kasernen für 3.000 Soldaten.
Im 2. Weltkrieg wurden 3.500 Menschen in und aus Lüdenscheid Opfer von Kämpfen, Rassismus und politischen Morden. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zählte die Stadt 40.000 Einwohner und das Amt 17.000. 10.000 Flüchtlinge kamen am Ende des Krieges hinzu.

VI. 1945 - 1999: Leuchten, Elektronik und Autozubehör

Die Lüdenscheider konnten nach Kriegsende rasch ihre alte Leistungsfähigkeit wieder unter Beweis stellen. Da Arbeitskräfte fehlten, wurden zuerst in Deutschland und dann im Ausland mehr als 10.000 Arbeiter angeworben. Sie halfen beim Aufbau des Wohlstands und bei der Entwicklung der Stadt, die sich 1969 mit der Landgemeinde zusammenschloss und 1975 Kreisstadt des Märkischen Kreises wurde. Weitsichtige Unternehmer und engagierte Arbeiter schufen die Grundlagen für viele kulturelle und soziale Einrichtungen, wodurch die Stadt zu einem Mittelzentrum mit 80.000 Einwohnern aus 100 Nationen wurde. Dank der klugen Entscheidungen für Zukunftstechnologien wie Autoelektronik, Gebäudeelektronik, Lichtsysteme und dank der Investitionen am Ort und im Ausland konnten Lüdenscheider Unternehmer ihre wirtschaftliche Position ausbauen.

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-800:   Wissen, Wind, Wald und Bodenschätze für die
           Eisengewinnung der Völkerwanderung

Foto: Die mittelalterliche Zeichnung zeigt die Herstellung von Eisen mittels eines Rennofens
Zeichnung aus dem Werk: Georg Agricola: Vom Bergkwerck 1537

 

Ungenauigkeit: Die Blicke aus der geographischen und der geschichtlichen Ferne ähneln sich wegen der Unschärfe. Trotz der Ungenauigkeit sind sie wichtig, um den Überblick zu gewinnen; denn oft wird erst aus der Distanz klar, was wichtig oder unwichtig und gut oder schlecht für die Menschen und die Natur war und ist.

Begrenzung: Gehen wir von ca. 200 000 Menschen aus, die in den letzten 11 Jahrhunderten in der Region des Kirchspiels Lüdenscheid gelebt haben, dann kann in 27 kurzen Kapiteln nur ein kleiner und lückenhafter Ausschnitt gezeigt werden.

Das westfälische Süderland, das heutige Sauerland, wurde wegen des rauen Klimas später besiedelt als die Täler des Rheins und der Ruhr. In der mittleren Steinzeit (Mesolithikum 5500 - 1700 v. Chr.) lebten hier wenige vorgermanische Nomaden, die Haselnüsse, Früchte, Kräuter, Bucheckern und andere Nahrungsmittel sammelten. Wichtiger war die Jagd auf Hirsche, Rehe, Wildschweine, Biber und Bären. Oft lebten die Menschen in Höhlen, die bei einer annähernd gleich bleibenden Innentemperatur von ungefähr 7 Grad Celsius Schutz vor Frost und Unwetter boten. Konnte die Sippe in einem Revier nicht mehr genug Nahrung finden, dann musste sie weiterziehen.

In der Jungstein-, Bronze- und Eisenzeit (1700 v. Chr. - ca. 750 n. Chr.) wurden hier das Wanderhirtentum, die Schafzucht und waldbäuerliche Lebensweisen mit Hackbau heimisch. In dieser Zeit sank die Temperatur und erschwerte das Leben der Menschen. Gleichzeitig verbreiteten sich die Eichen- und Buchenmischwälder. In ihnen fanden die Bauern Weidemöglichkeiten für Schweine und Rinder: Bucheckern und Eicheln. Kleidung wurde aus Fellen, Pelzen, Schafswolle und Flachs hergestellt.

Als 43 v. Chr. der Rhein die Grenze des römischen Reiches wurde, setzte ein intensiver Wirtschafts- und Kulturaustausch der Römer mit den überwiegend germanischen Völkern östlich des Rheins ein. Manche von ihnen konnten auch ins Römische Reich einwandern. Als die Usipeter und Tenkterer wegen ihres Ungehorsams von den Römern aus der südlichen Eifel vertrieben wurden, flüchteten sie auf die östliche Rheinseite zu den Sugambrern, die im Süderland lebten. Vielleicht brachten die Flüchtlinge das Wissen über die Eisengewinnung mit. Gemeinsam wurden Beschläge für die Jagd und Waffen für den Kampf gegen die Römer geschmiedet, die nach schweren Niederlagen (u. a. 9 n. Chr. Varusschlacht) ihr Reich nicht bis zur Elbe ausdehnen konnten und nur westlich des Rheins mehr als 200 Jahre herrschten.

Wenig ist über die folgenden Jahrhunderte der Völkerwanderung bekannt, in der verschiedene Völker durch das hiesige Gebiet zogen. Es gehörte seit dem 7. Jh. zum Siedlungsgebiet der norddeutschen Sachsen. Wald, Wasser, Wind und Bodenschätze waren die natürlichen Standortvorteile der Sauerländer. Eisenerz lag in Nestern direkt unter der Humusschicht oder wurde in Erzgängen abgebaut. Zusammen mit dem energiereichen Buchenholz der Sauerländer Mischlaubwälder und dem Sauerstoff des Windes konnte Eisen gewonnen werden. Auf den Höhen wurden Mulden gegraben, in die der Erzschmelzer Holz schichtete. Darauf legte er das Eisenerz, Reisig und Rasenplatten. Dann wurde das Holz angezündet - oft mit zerkleinerten Zunderpilzen - und das Rennfeuer (s.: Abschnitt "Die Entwicklung von der Rennverhüttung zur Osemundherstellung im 9.-18. Jahrh.") mit viel Windzufuhr versorgt. Dafür legten die Sauerländer an einigen Stellen Flechthecken auf den Höhen so an, dass der starke Nordwest- und Steigungswind wie in einem Windkanal eingefangen und auf das Rennfeuer gelenkt wurde. Es enthielt ca. 3/4 Holzkohle und 1/4 Eisenerz.

Die Technik wurde weiterentwickelt und bestand aus der klugen Belüftung der Holzmeiler zur Herstellung guter Holzkohle, wobei der Prozess so gesteuert werden musste, dass der Meiler nicht verbrannte und nicht die wertvolle Arbeit vieler Wochen zerstört wurde. Holzkohle trug als Energie- und Reduktionsträger zur Eisengewinnung bei.

Mit dem Erstarken der Franken im Rheintal und den Siegen Karls des Großen über die Sachsen kam das Süderland unter fränkischen Einfluss. Wegen der zahlreichen Waldschmieden, "Iserschmitten" genannt, war die Region bedeutend, auch wenn die Landwirtschaft hier nur wenige Erträge erzielte und die Süderländer ihre Eisenwaren gegen Lebensmittel verkaufen mussten. Deshalb wurde der Handel mit Eisenstangen und -artikeln zum wichtigsten Bestandteil der Wirtschafts- und Arbeitswelt im Lüdenscheider Gebiet.

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800+ :   Kirch- und Gerichtsort seit dem 9. Jahrhundert

Foto: Zweigeteilt: Links ein Glasfenster mit der Fiogur des St. Medardus; Rechts St. Medardus als Steinfigur an der gleichnamigen Kirche.
Das Glasfenster des Kirchen-und Stadtpatrons Medardus wurde 1950 von Herbert Bienhaus für das damalige Stadthaus und heutige Büchereigebäde geschaffen. Als im 19. Jh. Katholiken eine neue Kirche bauten, gaben sie ihr den Namen "Sankt Joseph und Medardus". Dessen Steinfigur mit dem schützendem Vogel ziert seit 1928 den Kirchturm.

 

Der Name Lüdenscheid kommt 1067 erstmals in der Urkunde des Erzbischofs Anno II. von Köln an die dortige Stiftskirche St. Georg vor. Ihr wurden fünf Pfund aus dem Zehnten (d. h. den Steuern) der Kirche von Luidolvessceith zugeteilt. 1072 wurde Luiodolvessceide in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs für das Benediktinerkloster Grafschaft (Schmallenberg) erwähnt und um 1100 Liudolvescetha in einem Urbar (Abgabenverzeichnis) des Klosters Essen-Werden. In dieser Zeit teilte der Kölner Erzbischof die Lüdenscheider Pfarrei auf und gründete fünf Filialgemeinden in Halver, Kierspe, Rönsahl, Hülscheid und Wiblingwerde. Die Kirche von Wiblingwerde blieb in ihrem Ursprungscharakter bis heute am besten erhalten. Um 1200 wurde in Lüdenscheid die romanische Hallenkirche aus Stein über der alten Kirche errichtet, die vermutlich aus Holz gebaut war. Die romanische Kirche stand bis 1822, als sie vom heutigen Gotteshaus abgelöst wurde, das noch den alten Turm besitzt.

Das Christentum kam seit der Zeit der Franken und Karolinger als neue religiöse, kulturelle und politische Macht in das Sauerland, das südliche Gebiet der Sachsen. Sie gehörten zu den Germanen, die einerseits als obersten Gott Wodan, den Herrscher über Männerbünde, Totenwelt und Krieger verehrten, andererseits die Wanen, Fruchtbarkeitsgötter. Das Schicksal der Menschen wurde als Kampf zwischen den lebenserhaltenden Göttern mit den vernichtenden Dämonen (Frost, Feuer, Erdbeben) verstanden.

Das Christentum war zur Religion der politisch Mächtigen geworden, die es der germanischen Kultur anpassten, indem beide miteinander verbunden wurden: Aus dem Wintersonnenwendefest wurde das Weihnachtsfest, aus dem Frühlingsfest das Osterfest und aus Wodan der Knecht Ruprecht als Gehilfe des christlichen Nikolaus. Mai- und Hochzeitstanz entstammten der germanischen Kultur, die sich mit der antiken und der christlichen zur mitteleuropäischen Kultur verband. Der christliche Glaube an das Weiterleben der Seele bei Gott nach einem christlichen Leben wurde von den meisten Menschen übernommen. Daraus leitete die Kirche die Zwei-Schwerter-Lehre der kirchlichen und weltlichen Gewalt ab und begründete so ihren anteiligen Herrschaftsanspruch.

Ortsnamen, die auf -sceith, -sceide, -scetha, -scheid und -inghausen enden, stammen aus der Rodungszeit des 9. und 10. Jahrhunderts. Unklar bleibt, ob Sachsen oder Franken die Gründer der Siedlung Lüdenscheid waren. Die Kirche erhielt den Namen Medardus, eines französischen (gallofränkischen) Bischofs des 6. Jh.s, der als Schutzpatron für günstiges Wetter während der Erntezeit verehrt wurde. So reagierten die Christen auf die Regenfälle, die manchen Ernteschaden verursachten. Zum Kirchbezirk Lüdenscheid gehörten 10 alte freie Bauernschaften/-siedlungen: die Wehberger, die Drehscheider, die Rosmarter, die Brüninghauser, die Leifringhauser, die Wenninghauser, die Brenscheider, die Homerter, die Mintenbecker und die Winkhauser/ Brügger.

Foto: Von 1938: Eine breite, steile Freitreppe führt in die obere Stadt. Rechts und Links jeweils ein Haus. Vor der Treppe eine mit Gas betriebene Strassenlaterne.
Im Mittelalter fanden an der Thünentreppe (Treppe zwischen den Zänen) Freigerichtsverfahren statt. 1938."

 

Die Entwicklung des Ortes und der Kirchengemeinde Lüdenscheid fiel in die Entstehungszeit des Deutschen Reiches um 900 n. Chr. Die Region lag zwischen den Herrschaftsgebieten der Grafen von Arnsberg im Osten und der Grafen von Berg im Westen, die den größten Einfluss im Erzbistum Köln besaßen. Vor 1120 heiratete Graf Adolf von Berg (Bergisches Land) eine Tochter des Grafen von Arnsberg (Westfalen) und baute die Burg Altena zum Herrschersitz aus. Von hier aus konnte die Eisengewinnung und -vermark tung im Umkreis von 20 km beobachtet werden. Graf Friedrich von Altena erwarb vor 1199 die Grafschaft Mark. Sein Sohn Adolf gründete Hamm und baute die dortige Burg zum Zentrum der Grafschaft Mark aus. Dessen Sohn Engelbert I. von der Mark verlieh dem Kirch-, Gerichts- und Marktort Lüdenscheid 1268 das Stadtrecht, sich teilweise selbst zu regieren. Damit stärkte der Graf von der Mark den Ort gegen Interes sen des Erzbischofs und Landesherren von Köln. Die Kleinstadt war eine Station auf dem Fernweg von Köln über Wipperfürth nach Arnsberg und Soest. Der anfangs wahrscheinlich mit Holzstämmen und später mit einer Steinmauer befestigte Ort zählte ca. 200 - 300 Einwohner und hatte einen Durchmesser von 150 Meter. In der Umgebung lagen Streusiedlungen mit ca. 1.000 Einwohnern, die von der Vieh- und Landwirtschaft, aber auch vom Erzbergbau, der Holzkohleherstellung, der Eisenschmelze und der Eisenbearbeitung lebten. Sensen aus Lüdenscheid wurden schon 1250 und 1285 in Brügge (Flandern/ Belgien) dokumentiert und 1272 in Damme. 1304 exportierten Lüdenscheider Eisen über Kampen und 1315 über Soest nach England. 1346 wurde Detmar Ludenscheide als Handelsherr in Obo/Finnland genannt und 1398 war Johann Lovenscheide Bürger von Danzig und gründete mit anderen Kaufleuten eine Handelsgesellschaft in Reval.

Bereits vor der Stadtgründung fand in Lüdenscheid das Gericht für das Märkische Sauerland statt, dem der Gograf vorstand. Er wurde von den Freien ge wählt, war für die Verteidigung und die Rechtssicherheit zuständig und verfügte über den "Glockenschlag", also über das Recht, die Kirchturmglocke schlagen zu lassen. Aus dem Gografen wurde im 16. Jh. der Hochgraf, der im Auftrag des Territorialfürsten als Berufungsinstanz über die Blutgerichtsbarkeit verfügte, die vermutlich selten am Galgenberg vollzogen wurde.

Außerdem tagte vor der Stadtmauer an der Thünentreppe (d. h. Treppe zwischen den Zäunen) im Spätmittelalter mehrfach die westfälische Feme. Nach dem Frankfurter Reichstagsbeschluss von 1442 waren im Deutschen Reich mehr als 15.000 Freischöffen tätig, um gegen Unrecht und Gewalt einzuschreiten. Sie erhoben im Namen des Kaisers Anklage und führten Prozesse durch, die teils mit der Todesstrafe endeten. Mit der zunehmenden Macht der Territorialfürsten und der sinkenden Macht des Kaisers verloren die Femegerichte ihre Bedeutung.

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Lüdenscheider Zeitbilder
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Lüdenscheider Zeitbilder, Lindenau 16, 58511 Lüdenscheid
Vertreten durch: Matthias Wagner, Telefon 02351 25138, info (at) lüdenscheider-zeitbilder (.) de
Gestaltung: Martin Sander/ Hans-Werner Hoppe